
Verben im Deutschen
Verben sind eine grundlegende Wortart in der deutschen Sprache, die Handlungen, Vorgänge und Zustände ausdrücken. Sie sind unverzichtbar für die Bildung von Sätzen und die Kommunikation. Verben haben eine Grundform, den Infinitiv, und können in verschiedenen Formen auftreten, je nachdem, in welcher Zeitform sie verwendet werden. Zum Beispiel kann das Verb “lernen” in den Formen “lernt”, “lernte” oder “hat gelernt” erscheinen, abhängig davon, ob die Handlung in der Gegenwart, Vergangenheit oder als abgeschlossen betrachtet wird. Diese Flexibilität macht Verben zu einem zentralen Element in der deutschen Grammatik.
Merkmale eines Verbs
– drücken Tätigkeiten, Vorgänge und Zustände aus
– Verben sind als einzige Wortart konjugierbar: Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus Verbi können angezeigt werden
– Verben bestimmen, welche Satzglieder in einem Satz stehen müssen (Valenz)
– Es gibt „starke“ und „schwache“ Verben
Was sind Verben?
Verben sind das zentrale Element in einem Satz. Sie drücken TätigkeitenVorgänge oder Zustände aus und bestimmen, welche weiteren Satzglieder im Satz stehen müssen. Darüber hinaus liefern Verben Informationen darüber, wer (Person) für ein Geschehen verantwortlich ist, ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt (Numerus) und wann etwas passiert (Tempus). Außerdem lässt sich mithilfe von Verben betonen, ob die handelnde Person (Aktiv) oder die Handlung selbst (Passiv) von zentralem Interesse ist. Zu guter Letzt dienen sie dazu, zwischen realen und irrealen Geschehen, Wünschen und Befehlen zu unterscheiden.
Merkmale eines Verbs – drücken Tätigkeiten, Vorgänge Zustände aus – Verben sind als einzige Wortart konjugierbar: Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus Verbi können angezeigt werden. Die Form des Verbs variiert je nach Anzahl des Subjekts im Satz. – Verben bestimmen, welche Satzglieder in einem Satz stehen müssen (Valenz) – Es gibt „starke“ und „schwache“ Verben
Welche Verbarten gibt es?
Vollverben
Vollverben können alleine stehen und haben eine eigenständige Bedeutung. Die folgenden Beispiele zeigen die Anwendung von Vollverben.
Beispielsätze
(1) Die Schüler*innen schreiben einen Test.
(2) Die Schülerinnen tanzen auf dem Schulhof.
(3) Tim und Marco spielen am liebsten Fußball.
Hilfsverben
Hilfsverben dienen dazu, zusammengesetzte Zeitformen sowie das Passiv zu bilden. Sie sind eine wichtige Hilfe bei der Bildung komplexer Satzstrukturen. Sie stehen mit einem Infinitiv oder einem Partizip 2 und bilden ein mehrteiliges Prädikat.
Beispielsätze
(4) Linda ist mit dem Fahrrad in die Schule gefahren. (Perfekt)
(5) Die Lehrerin hat die Klassenarbeiten korrigiert. (Perfekt)
(6) Das Klassenzimmer wird in der Pause gelüftet. (Passiv)
Modalverben
Die Modalverben müssen, können, dürfen, sollen, wollen, mögen gebraucht man mit einem Infinitiv. Sie modifizieren die durch den Infinitiv ausgedrückte Hauptbedeutung des Satzes. Modalverben drücken z.B. Fähigkeit, Notwendigkeit oder Absicht aus. Modalverben werden je nach Person Singular oder Plural unterschiedlich konjugiert.
Beispielsätze
(7) Die Schüler*innen müssen den Unterricht online verfolgen.
(8) Die Lehrerin kann schwierige Themen einfach erklären.
(9) Auf dem Schulgelände darf man nicht rauchen.
Kopulaverben
Die Kopulaverben sein, bleiben und werden verbinden zwei Elemente in einem Satz miteinander. Sie bilden zusammen mit der Nominativergänzung (meist ein Substantiv, Adjektiv oder Adverb) das Prädikat.
Beispielsätze
(10) Die Schülerin ist fleißig.
(11) Linda wird Lehrerin.
(12) Frau Meyer bleibt Direktorin der Schule.
Semantische Klassifizierung
Was sind Tätigkeitsverben?
Tätigkeitsverben beschreiben, welche Handlung vom Subjekt aktiv ausgeführt wird.
arbeiten, bauen, essen, lesen, schreiben, …
Was sind Vorgangsverben?
Vorgangsverben beschreiben, welcher Prozess vom Subjekt durchlaufen bzw. welche Veränderung eines Zustandes durch das Subjekt vollzogen wird. Vorgangsverben sind auch als Tunwörter bekannt, da sie Handlungen, Vorgänge und Zustände beschreiben.
atmen, aufwachen, einschlafen, fallen, wachsen, …
Was sind Zustandsverben?
Zustandsverben beschreiben, dass sich ein Subjekt in einem bestimmten Zustand befindet und nicht verändert.
leben, liegen, schlafen, sein, sitzen, wissen, wohnen, verstehen, …
Was sind Witterungsverben?
Witterungsverben beschreiben das Wetter und stehen mit einem semantisch leeren Subjekt in Form von es.
hageln, nieseln, regnen, schneien, stürmen, …
Regelmäßige (schwache) Verben
Regelmäßige Verben bilden das Präteritum mit der Endung -(e)t- und das Perfekt meistens mit dem Präfix ge- und immer mit der Endung -t. Regelmäßige Verben sind eine der wichtigsten Wortarten in der deutschen Grammatik. Im Unterschied zu den unregelmäßigen Verben bleibt der Stammvokal immer gleich.
Infinitiv | Präsens | Präteritum | Perfekt |
---|---|---|---|
essen | isst | aß | gegessen |
fliegen | fliegt | flog | geflogen |
geben | gibt | gab | gegeben |
kommen | kommt | kam | gekommen |
lesen | liest | las | gelesen |
nehmen | nimmt | nahm | genommen |
rufen | ruft | rief | gerufen |
schwimmen | schwimmt | schwamm | geschwommen |
trinken | trinkt | trank | getrunken |
Unregelmäßige (starke) Verben
Unregelmäßige bzw. starke Verben zeichnen sich durch einen Stammvokalwechsel aus. Starke Verben haben im Präteritum und zum Teil im Perfekt einen anderen Stammvokal. Darüber hinaus erhalten sie im Perfekt die Endung -en. Unregelmäßige Verben können in verschiedene Kategorien wie Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitsverben unterteilt werden.
Infinitiv | Präsens | Präteritum | Perfekt |
---|---|---|---|
arbeiten | arbeitet | arbeitete | gearbeitet |
bauen | baut | baute | gebaut |
hören | hört | hörte | gehört |
kaufen | kauft | kaufte | gekauft |
lernen | lernt | lernte | gelernt |
machen | macht | machte | gemacht |
Gemischte Verben
Gemischte Verben verfügen über Eigenschaften regelmäßiger und unregelmäßiger Verben. Einerseits haben sie mit den regelmäßigen Verben die Endungen im Präteritum und Perfekt gemeinsam. Andererseits haben sie mit den unregelmäßigen Verben gemeinsam, dass sie ihren Stammvokal im Präteritum und Perfekt wechseln. Gezielte Übungen können helfen, das Verständnis für gemischte Verben zu vertiefen.
Infinitiv | Präsens | Präteritum | Perfekt |
---|---|---|---|
bringen | bringt | brachte | gebracht |
denken | denkt | dachte | gedacht |
kennen | kennt | kannte | gekannt |
nennen | nennt | nannte | genannt |
rennen | rennt | rannte | gerannt |
wissen | weiß | wusste | gewusst |
Tempusformen
Die deutsche Sprache verfügt über sechs Zeitformen: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur 1 und Futur 2.
Bildung der Tempusformen
Anhand der Verben lernen, sprechen und finden soll exemplarisch gezeigt werden, wie man die sechs Tempusformen im Aktiv bildet. In unserer Online-Grammatik finden Sie jeweils eine Übersicht zu den Tempusformen im Vorgangspassiv sowie Zustandspassiv.
lernen (schwaches Verb)
Tempus | Bildung | Beispiel |
---|---|---|
Präsens | Verbstamm + Personalendung | er lernt |
Präteritum | Verbstamm + te + Personalendung | er lernte |
Perfekt | Hilfsverb haben oder sein + Partizip II | er hat gelernt |
Plusquamperfekt | Hilfsverb hatte oder war + Partizip II | er hatte gelernt |
Futur I | Hilfsverb werden + Infinitiv | er wird lernen |
Futur II | Hilfsverb werden + Partizip II + haben oder sein | er wird gelernt haben |
sprechen (starkes Verb)
Tempus | Bildung | Beispiel |
---|---|---|
Präsens | Verbstamm + Vokalwechsel + Personalendung | er spricht |
Präteritum | Verbstamm mit Vokalwechsel + Endung | er sprach |
Perfekt | Hilfsverb haben oder sein | er hat gesprochen |
Plusquamperfekt | Hilfsverb hatte oder war + Partizip II | er hatte gesprochen |
Futur I | Hilfsverb werden + Infinitiv | er wird sprechen |
Futur II | Hilfsverb werden + Partizip II + Hilfsverb haben oder sein | er wird gesprochen haben |
finden (starkes Verb)
Tempus | Bildung | Beispiel |
---|---|---|
Präsens | Verbstamm + Personalendung | er findet |
Präteritum | Verbstamm mit Vokalwechsel + Endung | er fand |
Perfekt | Hilfsverb haben oder sein + Partizip II | er hat gefunden |
Plusquamperfekt | Hilfsverb hatte oder war + Partizip II | er hatte gefunden |
Futur I | Hilfsverb werden + Infinitiv | er wird finden |
Futur II | Hilfsverb werden + Partizip II + haben oder sein | er wird gefunden haben |
Modus
Der Modus ist ein grammatisches Mittel, um die Art und Weise auszudrücken, wie eine Handlung oder ein Zustand wahrgenommen wird. Es gibt drei Modi: Indikativ, Konjunktiv und Imperativ.
Der Indikativ wird verwendet, um eine reale oder wahrscheinliche Handlung oder einen Zustand auszudrücken, wie in “Er lernt Deutsch.”
Der Konjunktiv hingegen drückt eine mögliche oder hypothetische Handlung oder einen Zustand aus, zum Beispiel “Er würde Deutsch lernen, wenn er Zeit hätte.” (Konjunktiv 2)
Der Imperativ wird verwendet, um einen Befehl oder eine Aufforderung auszudrücken, wie in “Lerne Deutsch!” Diese Modi helfen dabei, die Intention hinter einer Aussage klar zu machen.
Reflexive und reziproke Verben
Reflexive Verben sind Verben, die sich auf den Sprecher oder das Subjekt beziehen.
Ein Beispiel hierfür ist “sich waschen”, wie in “Ich wasche mich.”
Hier bezieht sich die Handlung direkt auf das Subjekt.
Reziproke Verben hingegen beziehen sich auf zwei oder mehr Subjekte, die eine Handlung gegenseitig ausführen.
Ein Beispiel ist “sich helfen”, wie in “Sie helfen sich gegenseitig.”
Diese Verben verdeutlichen die Beziehung zwischen den Subjekten und die Art der Handlung.
Transitive und intransitive Verben
Transitive Verben sind Verben, die ein direktes Objekt benötigen, um einen vollständigen Satz zu bilden.
Ein Beispiel hierfür ist “essen”, wie in “Er isst einen Apfel.” Hier ist “einen Apfel” das direkte Objekt.
Intransitive Verben hingegen benötigen kein direktes Objekt. Ein Beispiel ist “schlafen”, wie in “Er schläft.”
Diese Verben stehen alleine und benötigen kein weiteres Satzglied, um einen vollständigen Satz zu bilden.
Die Unterscheidung zwischen transitiven und intransitiven Verben hilft dabei, die Struktur und Bedeutung von Sätzen besser zu verstehen.