Was ist ein Genitivobjekt?

Genitivobjekt

Was ist ein Genitivobjekt?

Ein Genitivobjekt ist ein Satzglied, das im Genitiv steht und eine enge Beziehung zu einem Verb hat. Es wird auch als Genitivergänzung oder Genitivkomplement bezeichnet. Im Gegensatz zu anderen Satzgliedern kann es nicht beliebig ersetzt oder getrennt werden, sondern bleibt stets mit dem dazugehörigen Verb verbunden. Dieses Phänomen nennt man Genitivrektion, da bestimmte Verben zwingend ein Objekt im Genitiv verlangen(= Das Genitivobjekt wird durch bestimmte Verben gefordert).

Auch wenn das Genitivobjekt heute in der deutschen Sprache seltener vorkommt, findet man es noch in festen Wendungen und gehobener Sprache.

Nähere Beschreibung von Genitivobjekten

Als Genitivobjekt bezeichnet man Ergänzungen bestimmter Verben, die den Genitiv als Kasus fordern. Sie gehören zum Valenzrahmen dieser Verben. Da es sehr schwierig ist, Genitivobjekten eine kommunikative Funktion zuzuweisen, empfiehlt es sich, Verben zusammen mit ihren Ergänzungen zu lernen. Hier findet ihr eine Übersicht zu Verben, die den Genitiv fordern bzw. regieren. Genitivobjekte sind in der gesprochenen Sprache selten, aber in der geschriebenen Sprache häufiger anzutreffen.

Definition und Erklärung

Ein Genitivobjekt ist ein Objekt, das im Genitiv steht, also im 2. Fall. Es kann aus einem Nomen, einer Nomengruppe, einem Numerale oder einem Pronomen bestehen.

Ein Beispiel für ein Genitivobjekt ist „des Diebstahls“ im Satz:

Man beschuldigt ihn des Diebstahls.

Um ein Genitivobjekt im Satz zu erkennen, kann man mit der Frage „Wessen…?“ danach fragen. In unserem Beispiel lautet die Frage:

Wessen beschuldigt man ihn?Des Diebstahls.

Diese Frageform hilft, das Genitivobjekt von anderen Satzgliedern zu unterscheiden.

Wie kann man Genitivobjekte erkennen?

Man kann oft an den Endungen der Artikelwörter und Nomen erkennen, ob es sich bei einem Satzglied um ein Genitivobjekt handelt. Maskulinen und neutralen Nomen wird ein -s angehängt, um den Genitiv zu signalisieren. Feminine Nomen erhalten keine Kasusendung. Die Endungen sind in den folgenden Beispielsätzen unterstrichen.

Das Fragewort ‚wessen?‘ wird verwendet, um nach dem Genitivobjekt zu fragen. Wie oben bereits erwähnt, erkennt man das Genitivobjekt in Abhängigkeit zum Verb. Daher ist das Verb zentraler Bestandteil in der Frage nach dem Genitivobjekt sowie in der Antwort. 

Beispiel: Wessen würdigte er des Sportlers? – Er würdigte ihn seiner exzellenten Leistungen

Das Genitivobjekt ist hier: seiner exzellenten Leistungen. Damit sind die exzellenten Leistungen des Sportlers gemeint. 

Warum ist das wichtig?

Das ist wichtig, weil es auch Genitivattribute gibt, bei denen es sich nicht um ein Satzglied, sondern um einen Teil eines Satzgliedes handelt. 

Beispiel: Die exzellenten Leistungen des Sportlers haben den Vereinspräsidenten sichtlich überrascht. 

Hier gibt es kein Genitivobjekt, da das Verb „überraschen“ nur eine Akkusativergänzung bzw. ein Akkusativobjekt fordert. Dennoch gibt es ein Genitivattribut, die näher beschreiben, wessen Leistungen gemeint sind (= Es zeigt eine Zugehörigkeit und Beziehung an.): Die exzellenten Leistungen des Sportlers

Wessen?

BeispielFrageGenitivobjekt
Der Hotelmanager nahm sich der Angelegenheit persönlich an. Wessen nahm sich der Hotelmanager persönlich an?Der Angelegenheit nahm sich der Hotelmanager persönlich an. 
Die Gäste verdächtigte die Reinigungskraft des Diebstahls.Wessen verdächtige man die Reinigungskraft?Man verdächtigte die Reinigungskraft des Diebstahls

Arten von Genitivobjekten

Genitivobjekte treten meist in Form einer Nominalphrase oder eines Pronomens auf. In der folgenden Tabelle findet ihr Beispielsätze mit Genitivobjekten und Hinweisen zur äußeren Form. 

BeispieleForm
(1) Der Zwischenfall bedarf einer Erklärung

Nominalphrase mit unbestimmtem Artikel

(2) Nach Angaben der Hotelleitung wurde eine Reinigungskraft des Hauses verwiesen. 

Nominalphrase mit bestimmtem Artikel

(3) Er war ein Idol für viele Sportler. Nun gedachten sie seiner mit einer Schweigeminute.  Pronomen

Nominalphrase als Genitivobjekt

Eine Nominalphrase ist eine Wortgruppe, die ein Nomen sowie weitere Wörter enthält, die das Nomen näher bestimmen. Dazu gehören Artikel, Adjektive oder andere Ergänzungen.

Beim Einsatz von Nominalphrasen als Genitivobjekte müssen bestimmte grammatikalische Regeln beachtet werden. Ein Beispiel für eine solche Konstruktion ist:

Man verdächtigt ihn des schweren Raubes.

Hier besteht das Genitivobjekt aus dem bestimmten Artikel „des“, dem Adjektiv „schweren“ und dem Nomen „Raubes“.

Pronomen als Genitivobjekt

Statt eines Nomens kann auch ein Pronomen als Genitivobjekt verwendet werden. In diesem Fall besteht das Genitivobjekt nur aus einem einzigen Wort – dem Pronomen.

Ein Beispiel:

Er nahm sich ihrer an.

Hier ist „ihrer“ das Genitivobjekt. Es ersetzt ein zuvor genanntes Nomen und zeigt die enge Verbindung zwischen Pronomen und Genitivobjekten.

Nebensatz als Genitivobjekt

Ein Genitivobjekt kann auch durch einen Nebensatz ausgedrückt werden. In diesem Fall erweitert der Nebensatz den Hauptsatz, indem er zusätzliche Informationen liefert.

Ein Beispiel für diese Konstruktion:

Er wird beschuldigt, dem Opfer die Tasche geklaut zu haben.

Hier fungiert der gesamte Nebensatz als Genitivobjekt. Die Frage „Wessen wird er beschuldigt?“ liefert die Antwort „dem Opfer die Tasche geklaut zu haben“, was die Funktion des Nebensatzes als Genitivobjekt verdeutlicht.

Welche Verben stehen mit einem Genitivobjekt?

Es gibt einige Verben, bei denen du immer ein Genitivobjekt verwenden musst, um einen vollständigen und sinnvollen Satz zu bilden.

Verben, die eine Genitivergänzung fordern, nennt man auch intransitive Verben. Zu intransitiven Verben gehören alle Verben, die keine Akkusativergänzung haben!

Beispiele für Verben mit Genitivergänzung

anklagen, berauben, beschuldigen, bezichtigen, entbinden, überführen, verdächtigen, belehren, gedenken, bedürfen, entbehren, sterben, verweisen, würdigen, zeihen, sich versichern, sich annehmen, sich bemächtigen, sich bedienen, sich enthalten, sich entledigen, sich erbarmen, sich erfreuen, sich erinnern, sich erwehren, sich rühmen, sich schämen, sich unterziehen, sich vergewissern

Merkmale von Genitivobjekten
– Genitivobjekte werden nur selten gebraucht und sind eher in der gehobenen Sprache zu finden
– Meistens treten sie in Form einer Nominalphrase oder eines Pronomens in Erscheinung
– Man kann mit der Frage „Wessen?“ nach ihnen fragen 

Weitere Grammatikthemen finden Sie hier in unserer Online-Grammatik:

Grammatik

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