Partizipien

Partizipien

Was sind Partizipien? Diese Frage wird nicht selten gestellt, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass man Partizipien in unterschiedlichen Funktionen nutzen kann. So kann das Partizip 2 etwa zur Bildung von Zeitformen oder Passivformen sowie als Adjektiv genutzt werden, wohingegen das Partizip 1 nur in adjektivischer Verwendung auftritt. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen erklären, was Partizipien sind, wie man sie bildet und in welchen Funktionen man sie im Deutschen verwendet. Sie finden einfache Beispiele mit Erklärungen und Links zu weiterführenden Inhalten und hilfreichen Übungen!

Inhalt

Partizipien

Unter Partizipien versteht man infinite Verbformen im Deutschen. Dazu gehören sowohl das Partizip 1 als auch das Partizip 2. Darüber hinaus zählt man auch den Infinitiv (Grundform des Verbs) dazu sowie den zu-Infinitiv und das zu-Partizip (Gerundiv). 

Partizip 1 (Partizip Präsens)

Das Partizip 1 im Deutschen wird auch als “Partizip Präsens” oder “Partizip Aktiv” bezeichnet und wird durch die Endung “-end” gebildet. Es drückt eine Handlung aus, die gerade stattfindet oder sich wiederholt. Zum Beispiel: “laufend”, “sprechend”, “schreibend”.

Wie im Englischen kann das Partizip 1 im Deutschen auch als Adjektiv verwendet werden, um eine Eigenschaft oder einen Zustand zu beschreiben. Zum Beispiel: “der lachende Mann” oder “die schreienden Kinder”.

Bildung

Das Partizip 1 im Deutschen bildet man, indem man an der Verbstamm die Endung -end anhängt. Hier sind einige Beispiele:

  • laufen -> laufend
  • sprechen -> sprechend
  • spielen -> spielend
  • arbeiten -> arbeitend
  • denken -> denkend

Es gibt jedoch einige Ausnahmen und unregelmäßige Formen, die man auswendig lernen muss. Zum Beispiel:

  • sein -> seiend
  • tun -> tuend

Gebrauch

Man gebraucht das Partizip 1 im Deutschen meistens als Adjektiv. In dieser Funktion drückt das Partizip 1 eine andauernde Handlung bzw. Gleichzeitigkeit aus.

Beispiele:

  1. Achten Sie auf spielende Kinder auf der Straße.
  2. Die schreienden Fans feuerten ihr Team an.
  3. Heute Morgen hat mich der krähende Hahn geweckt. 

Gerundiv

Man kann das Partizip 1 auch in mit zu verwenden, man spricht dann vom sog. zu-Partizip oder auch Gerundiv. Das Gerundiv kann ausschließlich von transitiven Verben (Verben mit Akkusativergänzung) gebildet werden. 

Mit dieser Form kann eine Notwendigkeit (1,2) oder Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit (3) ausgedrückt werden. Diese Partizipialkonstruktion hat eine passivische Bedeutung. 

Beispiele:

  1. Auf meinem Schreibtisch liegen die zu bezahlenden Rechnungen. (Rechnungen, die bezahlt werden müssen)
  2. Mein Chef hat mir die zu erledigenden Aufgaben übergeben. (Aufgaben, die erledigt werden müssen)
  3. Frau Kreis hält es für ein nicht zu lösendes Problem. (Ein Problem, das nicht gelöst werden kann)

Lexikalisierte Adjektive

Einige Partizipien wie z. B. erfrischend oder spannend sind bereits als vollwertige Adjektive anerkannt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von lexikalisierten Adjektiven. Wie man unterscheiden kann, ob eine Form noch als Partizip 1 oder als reines Adjektive betrachtet werden sollte, erfahren Sie in meinem Beitrag “Partizipien als Adjektive“. 

Partizip 2 (Partizip Perfekt)

Das Partizip 2 wird vom Verb abgeleitet und kann zusammen mit einem Hilfsverb (sein, haben, werden) zur Bildung von zusammengesetzten Zeitformen (Perfekt, Plusquamperfekt) oder des Passivs gebraucht werden. Darüber hinaus kann man das Partizip 2 auch in der Funktion eines Adjektivs verwenden. Das Partizip 2 als Adjektiv kann sowohl attributiv als auch prädikativ stehen. Dabei gilt es zu beachten, dass transitive als auch einige intransitive (Nur die Verben, die das Perfekt mit “sein” bilden”!) Verben das Partizip 2 in der Funktion eines Adjektivs übernehmen können. 

Wie bildet man das Partizip 2?

Man bildet das Partizip 2 meistens mit dem Präfix ge-, dem Verbstamm und den Endungen -t oder -en. Je nachdem, ob es sich bei dem Verb um ein schwaches, starkes oder gemischtes Verb handelt, sind unterschiedliche Bildungsmuster zu erkennen.
Da der Stammvokal des Partizips im Vergleich zum Infinitiv abweichen kann, wird es auch als 3. Stammform aufgezählt. Zu den Stammformen eines Verbs gehören der Infinitiv, die 1./3. Person im Präteritum und das Partizip 2. 

Schwache Verben

Bei schwachen Verben (regelmäßige Verben) hat das Partizip 2 die Endung -t.

Beispiele: 

machen – gemacht
spielen – gespielt
tanzen – getanzt

Starke Verben

Bei starken Verben (unregelmäßige Verben) hat das Partizip 2 die Endung -en.

Beispiele: 

bleiben – geblieben
helfen – geholfen
singen – gesungen

Gemischte Verben

Gemischte Verben bilden es mit dem Präfix ge-, dem Verbstamm und der Endung -t.

Beispiele: 

bringen – gebracht
denken – gedacht
kennen – gekannt

Partizip 2 von trennbaren und untrennbaren Verben

Bei trennbaren Verben steht das Präfix ge- zwischen Präfix und Verbstamm:

  • ausgeben – ausgegeben
  • teilnehmen – teilgenommen
  • vorschlagen – vorgeschlagen

Bei untrennbaren Verben fällt das Präfix ge- weg:

  • bezahlen – bezahlt
  • erteilen – erteilt
  • verzeihen – verziehen

Verben auf -ieren

Bei Verben mit der Endung -ieren gibt es im Partizip 2 keine Vorsilbe. Das “ge-” wird demnach nicht benötigt, um das Partizip 2 zu bilden: 

  • interessieren – interessiert
  • kapieren – kapiert
  • trainieren – trainiert

Gebrauch

Das Partizip 2 drückt eine abgeschlossene Handlung aus. Oftmals drückt das Partizip 2 zudem eine passivische Bedeutung aus. 

Beispiele:

  1. Tiago und Marie freuen sich auf ihren geplanten Urlaub. 
  2. Weißt du, wo man gebrauchte Autos kaufen kann?

Transitive Verben haben eine passivische Bedeutung

Beispiele: 

das gemalte Bild – das Bild, das gemalt wurde
die bezahlte Rechnung – die Rechnung, die bezahlt wurde
der unterschriebene Vertrag – der Vertrag, der unterschrieben wurde

Intransitive Verben, die das Perfekt mit “sein” bilden, haben eine aktivische Bedeutung. Zu diesen Verben gehören z.B. ankommen, einschlafen, sinken, steigen, verblühen, verbrennen, wachsen

Beispiele:

das gewachsene Kind – das Kind, das gewachsen ist
der eingeschlafene Student – der Student, der eingeschlafen ist
die verblühte Pflanze – die Pflanze, die verblüht ist

Vorsicht: Intransitive Verben, die das Perfekt mit “haben” bilden, können nicht als attributive Partizipien gebraucht werden.

Beispiele:

*der geschriebene Student
*das gelachte Kind

Weitere Grammatikthemen findet ihr hier in unserer Online-Grammatik:

Grammatik

Nach oben scrollen

Werde Mitglied und erhalte Zugriff auf unsere Online-Kurse und alle PDF-Dateien!