In diesem Beitrag geht es um Konstruktionen mit dem Verb „sein“ und dem Partizip 2, die schwer vom „sein-Passiv“ zu unterscheiden sind. Dazu gehören das Aktiv Perfekt, das Zustandsreflexiv sowie adjektivische Prädikate.
sein-Passiv (Zustandspassiv)
Steht sein mit dem Partizip 2 eines transitiven Verbs, handelt es sich um das Zustandspassiv. Das Zustandspassiv kann man vom Vorgangspassiv ableiten.
Das Zustandspassiv zeigt einen Zustand an, der das Resultat oder Ergebnis eines Vorgangs ist. Demzufolge geht das Zustandspassiv auf eine Form des Vorgangspassivs zurück.
Beispiel: Die Prüfung ist bestanden.
Die Prüfung ist bestanden worden. (Vorgangspassiv) -> Die Prüfung ist bestanden. (Zustandspassiv)
Weitere Beispiele:
Das Haus ist verkauft.
Das Projekt ist abgeschlossen/beendet.
Ein neues Grundstück ist gefunden.
Perfekt Aktiv
Wenn sein mit dem Partizip 2 eines intransitiven Verbs steht, habt ihr es mit einer mehrteiligen Tempusform im Aktiv zu tun. Das kann das Perfekt Aktiv sein wie im Beispiel, aber auch das Plusquamperfekt. Das Perfekt geht auf einen Satz im Präsens zurück.
Perfekt Aktiv | Zustandspassiv |
Der Zug ist angekommen. | Der Zug ist repariert. |
Ableitung | |
Der Zug kommt an. | *Der Zug repariert. |
Weitere Beispiele:
Der Junge ist hingefallen.
5 Jahre sind vergangen.
Die Pflanzen sind gewachsen.
Zustandsreflexiv
Wenn sich das Hilfsverb sein mit einem reflexiven Verb verbindet, erhält man das sog. Zustandsreflexiv. Das Zustandsreflexiv geht auf einen reflexiven Satz zurück. Wie das Zustandspassiv drückt das Zustandsreflexiv auch einen Zustand als Resultat eines vorausgegangenen Prozesses aus. Wenn wir uns den Aktivsatz mit dem reflexiven Verb ansehen, erkennen wir, dass dieser Prozess vorher stattfindet. Das Zustandspassiv bezeichnet ganz eindeutig die Folge bzw. den Folgezustand.
Das Kind hat sich erkältet.
*Das Kind erkältet.
*Das Kind ist erkältet worden.
Das Kind erkältet sich. (vorzeitig, Zustandsreflexiv)
Allgemeine Zustandsform
Wenn nicht der Folgezustand beschrieben wird, sondern ein Zustand, spricht man von der allgemeinen Zustandsform. Man erkennt das auch, wenn man sich den Aktivsatz und die Zustandsform genauer ansieht. Beide Prozesse, nämlich das Bemühen der Studenten, verlaufen gleichzeitig.
Die Studenten sind bemüht.
*Die Studenten bemühen.
*Die Studenten sind bemüht worden.
Die Studenten bemühen sich. (gleichzeitig, reflexive Zustandsform)
Folgende Verben können das Zustands-reflexiv und die allgemeine Zustandsform bilden:
sich verlieben, sich entspannen, sich konzentrieren auf
Adjektivisches Prädikat
In Konstruktionen mit sein als Kopulaverb und einem Adjektiv, dass auf eine Partizip 2-Form zurückgeht, ist auch Verwirrung angesagt. Die Formen sehen aus wie das Zustandspassiv. Das liegt vor allem an den Partizipien, die adjektivisch gebraucht werden und ihre ursprüngliche Wortartzugehörigkeit aufgegeben haben. Man erkennt den verbalen Ursprung nicht mehr. Es handelt sich um lexikalisierte Adjektive. Diese könnt ihr im Wörterbuch nachschlagen.
Das adjektivische Prädikat kann man auf keine Form, d.h. weder auf das Vorgangspassiv, einen reflexiven Satz noch einen Satz im Präsens, zurückführen.
Der Student ist begabt.
* Der Student begabt.
* Der Student ist begabt worden.
* Der Student begabt sich.
Weitere lexikalisierte Adjektive:
besorgt sein, erfahren sein, gelassen sein, willkommen sein