Manchmal hört man im Deutschunterricht Sätze, wie z. B. Ich bin erst spät abends zu Hause gekommen. Was für Muttersprachler*innen sofort als falsch erkannt wird, bereitet Deutschlernenden häufig Schwierigkeiten. In diesem Beitrag sehen wir uns den Unterschied zwischen nach Hause und zu Hause an. Zudem suchen wir nach Erklärungen dafür, warum Deutschlernende manchmal zu Hause statt nach Hause verwenden.
Inhalt
nach Hause
In der Verbindung nach Hause gebraucht man die Präposition nach als lokale bzw. direktionale Präposition. Sie beschreibt eine Richtung und wird mit Verben gebraucht, die eine Bewegung beschreiben. Beispiele für Verben der Fortbewegung sind z. B. gehen, laufen, rennen, etc. Man kann die Satzinformation mit dem Fragewort wohin erfragen: Wohin gehst du? – Ich gehe nach Hause.
nach Hause im Vergleich
In der Verbindung nach Hause verwendet man Hause wie eine Stadt oder ein Land ohne Artikel.
Beispiele:
- Yvonne geht nach Hause.
- Am Wochenende fährt sie nach Hamburg.
- In den Sommerferien fliegt sie nach Mexiko.
Beispielsätze
(1) Rebekka ist schon nach Hause gegangen.
(2) Wann bist du gestern Abend nach Hause gekommen?
(3) Fährst du mit dem Fahrrad nach Hause?
(4) Ich würde dich liebend gern nach Hause begleiten.
zu Hause
Im Gegensatz zu nach Hause verwendet man zu Hause, wenn man ausdrücken möchte, wo man sich befindet. Es handelt sich zwar auch um eine lokale Information, jedoch geht es nicht um eine Zieldestination (dynamisch), sondern um den Ort (statisch), an dem man sich gerade aufhält. Sehr häufig gebraucht man zu Hause mit Verben, wie z. B. sich befinden, bleiben oder sein. Man kann die Satzinformation zu Hause mit dem Fragewort wo erfragen: Wo bist du? – Ich bin zu Hause.
Beispielsätze
(5) Simon wollte nicht mitkommen und ist zu Hause geblieben.
(6) Wo bist du? – Ich bin zu Hause. Wieso?
(7) Mark verbringt sehr viel Zeit zu Hause am Computer.
(8) Fühl dich wie zu Hause!
nach Hause versus zu Hause!
Man verwendet nach Hause, wenn man eine Richtung angibt. (Wohin?)
Man gebraucht zu Hause, wenn man beschreibt, wo man sich befindet. (Wo?)
Die Präpositionen nach und zu
Die Präpositionen nach und zu können in unterschiedlichen Situationen gebraucht werden. Neben unterschiedlichen Funktionen haben die Präpositionen auch unterschiedliche Bedeutungen. Gemeinsam haben sie, dass sie mit einer Ergänzung im Dativ gebraucht werden.
nach
Man kann die Präposition nach temporal, lokal oder modal verwenden. Wie man nach temporal, lokal oder modal in einem Satz gebraucht, verdeutlichen die folgenden Beispiele.
temporale Verwendung von nach
(9) Was machst du nach dem Unterricht?
(10) Die Mannschaft hat nach zwanzig schwachen Minuten die Kontrolle über das Spiel übernommen.
(11) Nick möchte nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen.
lokale Verwendung von nach
(12) Im Oktober fahren wir nach München.
(13) Wir sind im Sommer mit dem Auto nach Portugal gefahren.
(14) Da vorne an der Kreuzung müssen Sie nach rechts fahren.
modale Verwendung von nach
(15) Meiner Meinung nach sollte man sich impfen lassen.
(16) Allem Anschein nach scheint die Impfung das Risiko einer schweren Infektion zu reduzieren.
(17) Das Gesundheitsamt teilte uns mit, dass der Arzt nach Vorschrift gehandelt habe.
zu
Auch die Präposition zu kann temporal, lokal oder modal verwenden werden. Die folgenden Beispiele zeigen die Präposition zu in temporaler, lokaler und modaler Verwendung.
temporale Verwendung von zu
(18) Wir stellen zum 1. November einen Content-Manager ein.
(19) Bitte reichen Sie Ihre Unterlagen bis spätestens zum 15. Oktober ein.
(20) Zur Weihnachtszeit steigen die Umsatzzahlen enorm.
lokale Verwendung von zu
(21) Clemens fährt mit dem Bus zur Uni.
(22) Gehen wir zu dir oder zu mir?
(23) Du kannst den Karton zu den anderen stellen.
modale Verwendung von zu
(24) Bello hat zur Belohnung ein Leckerchen bekommen.
(25) Nadja ist zur Klassensprecherin gewählt worden.
(26) Die Proben werden zu Forschungszwecken entnommen.
Wie kommt es zu Fehlern?
Das eingangs genannte Beispiel *Ich bin erst spät abends zu Hause gekommen. ist auf unterschiedliche Fehlerquellen zurückzuführen. Zum einen können muttersprachliche Strukturen ins Deutsche übertragen werden und zu sog. Interferenzfehlern führen. Zum anderen kann auch die unterschiedliche Verwendung von zu im Deutschen zu Fehlern führen. Ich möchte letzteren Aspekt anhand von zwei Beispielen verdeutlichen.
(27) Achim geht zur Arbeit / zur Uni / zur Schule / zum Bäcker / zum Sport / zu seinem Arbeitskollegen / …
(28) Achim geht nach Hause / nach Süden / nach Freiburg / …
Wohingegen in den Beispielen in (27) zu als lokale Präposition verwendet wird, die eine Richtung ausdrückt, die mit einer Bewegung verbunden ist bzw. voraussichtlich sein wird, übernimmt in Beispiel (28) die Präposition nach diese Funktion. Man muss hier also differenzieren zwischen Institutionen, Personen einerseits und Orten, Städten, Ländern, … andererseits.
Die Beispiele zeigen, dass die Präposition zu im Deutschen häufig für eine Richtung verwendet wird. Im Falle von Ich bin zu Hause greift diese Regel jedoch nicht, da es hier lediglich um eine statische Ortsinformation handelt, d. h. man ist schon dort!
Wann nach und wann zu als lokale Präpositionen?
nach: Orte (nach Hause), Städte (nach München), Länder (nach Australien), Himmelsrichtungen (nach Nordwesten)
zu: Institutionen (zum Amt), Personen (zu seinen Großeltern), Aktivitäten (zum Fußball)