Aussprache von “ch” im Deutschen | Phonetik

HEADER ich und ach Laut

Warum spricht man in der deutschen Standardsprache die Buchstabenfolge <ch> eigentlich manchmal [x] und manchmal [ç] aus, so wie es in den Beispielen Buch und Bücher der Fall ist? Und warum spricht man sie in sechs als [k] und Champignon als [ʃ] aus? In diesem Beitrag erklären wir die phonetischen Regeln. 

Wie spricht man <ch> aus?

Die Buchstabenfolge ch bzw. das Graphem <ch> spricht man nicht in allen Wörtern gleich aus. Sehen wir uns zunächst einige Beispiele an: 

Beispiele: 
(1) die Sicht
(2) die Sucht
(3) der Fuchs
(4) der Champignon

Wissen Sie, wie man die Wörter ausspricht?! Lesen Sie zunächst alle Wörter und achten Sie auf Ihre Aussprache? Wie haben Sie die Laute ausgesprochen? Alle gleich oder gibt es doch Unterschiede? Hören wir uns nun die korrekte Aussprache an:

Beispiele: 
(1) die Sicht

(2) die Sucht

(3) der Fuchs

(4) der Champignon

Und, haben Sie alle Wörter richtig ausgesprochen? Falls ja, herzlichen Glückwunsch! Falls nein, verzweifeln Sie nicht, denn es gibt Regeln, die Ihnen bei der Aussprache helfen. 

Ich- [ç] und ach-Laut [x] | Distribution

In den Wörtern Sicht und Sucht wird das Graphem <ch> als [ç] und [x] realisiert.

Warum ist das so?

Der Gebrauch von [ç] und [x] ist auf phonetische Gründe zurückzuführen. In der Sprache geht man ökonomisch vor. Bei der Artikulation von Lauten etwa gibt es zugrunde liegende phonetische Prozesse, die dafür sorgen, dass man als Sprecher so wenig Aufwand wie möglich betreiben muss. Schauen wir uns noch einmal die Beispiele an. Wie man unschwer erkennen kann, steht die Buchstabenfolge ch nach verschiedenen Vokalen. Die Lautumgebung, also Position des Graphems <ch> innerhalb eines Wortes, ist dafür verantwortlich, wie man das Graphem artikuliert. Bei der Artikulation des Wortes Sicht streckt man die Zunge nach vorne und positioniert sie etwas weiter oben im Mundraum. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem vorderen Vokal oder Palatalvokal. Der Laut [ç] (in der Linguistik spricht man von einem palatalen Frikativ) wird am Palatum bzw. harten Gaumen gebildet. Dazu nähert man den Zungenrücken (Dorsum) am harten Gaumen an und lässt Luft entweichen. Diese Laute nennt man Frikative

Was hat das mit Ökonomie zu tun?

Der Weg vom vorderen Vokal zum palatalen Frikativ [ç]ist nicht ganz so weit entfernt wie zum vorderen velaren Frikativ [x]. Der velare Frikativ [x] wird am weichen Gaumen (Velum) gebildet. Diesem Prinzip folgt auch die Lautbildung bei der Artikulation des Wortes Sucht. Bei der Artikulation des Vokals [u] bewegt man die Zunge etwas weiter nach hinten und befindet sich näher am harten Gaumen, wo auch der velare Frikativ [x] gebildet wird. 

Man spricht bei der Artikulation der Laute [ç] und [x] auch von einer sog. komplementären Verteilung / Distribution, weil die Laute nie in der gleichen lautlichen Umgebung stehen. 

Wann [ç] und wann [x]?

Man artikuliert [ç]  

nach vorderen Vokalen:

Beispiele:
die Sicht

das Licht

der Becher

die Köchin

die Küche

frech

nach den Konsonanten [l, n]:

Beispiele:
die Milch

der Kelch

manchmal

am Wortanfang:

Beispiele:
die Chemie*

China*

*Die Beispiele entsprechen der Standardlautung der deutschen Sprache. In Süddeutschland ist auch eine Aussprache mit einem wortinitialen [k] gebräuchlich.

in Wörtern mit Diminutivsuffix -chen:

Beispiele:
das Mädchen

das Röschen

das Döschen

Man artikuliert [x]

nach hinteren Vokalen:

Beispiele:
die Sucht

das Buch

der Lauch

der Koch

kochen

hoch

nach zentralen Vokalen:

Beispiele:
lachen

die Nacht

! Es gibt Ausnahmen von diesen Regeln, gerade dann, wenn man von der Standardsprache abweicht, wie es in einigen Dialekten der Fall ist. Es gibt Regionen, wo die Artikulation “nicht” mit einem [x] anstatt der standardsprachlichen Artikulation mit [ç] üblich ist. 

Wann spricht man <ch> als [k] aus?

Es gibt Wörter, in denen man die Buchstabenfolge ch als [k] ausspricht.

Man artikuliert <ch> als [k]

in Wörtern, die auf [s] auslauten (am Wort- und Silbenende):

Beispiele:
der Fuchs

der Lachs

das Wachstum

in deutschen Eigennamen:

Beispiele:
Chemnitz

der Chiemsee

am Wortanfang in griechischen Wörtern (Gräzismen):

Beispiele:
das Chaos

der Charakter

die Chronologie

Wann spricht man <ch> als [ʃ] oder [tʃ] aus?

Man artikuliert <ch> als [ʃ]

in französischen Entlehnungen (Gallizismen):

Beispiele:
der Charme

der Chauffeur

der Champignon

Man artikuliert <ch> als [tʃ]

in spanischen oder englischen Wörtern (Hispanismen / Anglizismen):

Beispiele:
der Brunch

der Chat

der Macho

der Gautcho

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