Was sind Erstorientierungskurse?
Erstorientierungskurse für Asylbewerber und Asylbewerberinnen mit unklarer Bleibeperspektive werden von ausgewählten Trägern der Bundesländer realisiert und durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Zu den Trägern gehören beispielsweise das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie oder die Deutsche Angestellten Akademie (DAA).
An wen richten sich diese Kurse?
Die Erstorientierungskurse richten sich in erster Linie an Asylbewerberinnen und Asylbewerber mit unklarer Bleibeperspektive. Unter diese Zielgruppe fallen Teilnehmende, die weder eine gute Bleibeperspektive haben, noch aus einem Land mit hoher Anerkennungsquote stammen. Dazu gehören zum Beispiel Teilnehmende aus Afghanistan, Nigeria, Tansania, Somalia und den Maghreb-Staaten.
Kursinhalte und -durchführung
Jeder Kurs besteht aus sechs Modulen und maximal 300 Unterrichtseinheiten. Die Planung, Durchführung und Koordination der Erstorientierungskurse wird von qualifizierten Lehrkräften übernommen. Sie entscheiden, welche Module aus dem Konzept „Erstorientierung und Deutschlernen für Asylbewerber“, das 2013 vom Bundesamt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration herausgegeben wurde, den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht. Lediglich das Modul „Werte und Zusammenleben“ ist vorgegeben und somit verpflichtend durchzuführen.
In den Erstorientierungskursen erhalten Asylbewerberinnen und Asylbewerber grundlegende Informationen über das Leben und den Alltag in Deutschland. Außerdem erwerben Sie erste Deutschkenntnisse, sodass sie in der Lage sind, sich im Alltag zurechtzufinden. Das Projekt sieht keinen expliziten Sprachunterricht vor, d.h. der Schwerpunkt des Unterrichts liegt auf der Vermittlung erster sprachlicher Strukturen, die die Lernenden dazu befähigen sollen, einfache Dialoge im Alltag meistern zu können. Situative Kontexte wie z.B. Gespräche in einer Behörde, beim Arzt oder in einem Supermarkt werden kommunikativ vermittelt und durch Rollenspiele oder geübt und vertieft. Exkursionen in die Stadt, zu öffentlichen Institutionen wie etwa der Stadtbücherei oder dem Rathaus, authentische Unterrichtsmaterialien (wie z.B. Prospekte, Stadt- oder Fahrpläne) sowie kommunikative Spiele im Unterricht zur Erprobung alltäglicher Gespräche ergänzen dieses Angebot.
Herausforderungen für Lehrer/-innen und Lerner/-innen
Unterschiedliche Herkunftsländer, unterschiedliche Muttersprachen sowie unterschiedliche Bildungshintergründe und Vorkenntnisse zur deutschen Kultur und Sprache erfordern eine hohe Flexibilität durch die entsprechenden Lehrkräfte. Sie müssen sich auf eine sehr heterogene Gruppe einstellen, dessen Zusammensetzung aufgrund einer hohen Teilnehmerfluktuation der Kurse höchst dynamisch ist. Ein Unterricht nach Plan ist kaum möglich, da kontinuierlich neue Teilnehmende zur Gruppe hinzustoßen, die in die Gruppe integriert werden müssen und an dessen Bedarfen angeknüpft werden muss. Auf der anderen Seite sollte der Lehrplan nicht unberücksichtigt bleiben, da die Bearbeitung aller sechs Module bis zum Ende eines jeweiligen Projektzeitraumes vorgesehen ist.
Die genannte Dynamik der Kurse verlangt auch von den Lernenden ein hohes Maß an Eigeninitiative und Motivation ab. Zwei Faktoren, die für ein effizientes Lernen unabdingbar sind. Die Lernumgebung ist trotz der hohen Teilnehmerfluktuation sehr positiv zu beurteilen, da stellenweise differenzierter Unterricht durchgeführt wird, um individuelle Lernfortschritte gewährleisten zu können. Doch auch die Lernenden selbst tragen zu dieser Lernumgebung bei, da sie sich durch eine hohe Lernbereitschaft und Kollegialität auszeichnen.
Erstorientierungskurse Material
Auf unserem Blog finden Sie Unterrichtsmaterial für verschiedene Niveaustufen, darunter fällt auch Material für Erstorientierungskurse.
https://sprachekulturkommunikation.com/kopiervorlagen-fuer-erstorientierungs-und-integrationskurse/
Darüber hinaus finden Sie Online-Übungen zum Kursbuch.
Kursbuch Los geht’s – Deutsch im Alltag
Das Kursbuch “Los geht’s – Deutsch im Alltag” aus der Praxis entstanden und berücksichtigt die heterogenen Kurszusammensetzungen in Erstorientierungskursen. Es richtet sich an erwachsene Lernende ohne Vorkenntnisse im In- und Ausland in Erstorientierungs- und/oder sprachvorbereitenden Deutschkursen. Sie können es als Taschenbuch sowie E-Book erwerben. Ein niederschwelliger Zugang einer jeden Lektion ermöglicht auch einen späteren Kurseinstieg von z.B. neu hinzustoßender Teilnehmenden. Darüber hinaus überzeugt das Konzept durch einen interaktiven Ansatz. Zu einer jeden Lektion können Lernende online interaktive Übungen bearbeiten, um die Inhalte der Lektion zu wiederholen und zu festigen. Darüber hinaus gibt Videolinks zu einfachen Fragestellungen, die eine spontane Kommunikationssituation simulieren. Dadurch werden Teilnehmende in eine “reale” Gesprächssituation versetzt, wodurch überprüft werden kann, ob die jeweilige Sprachhandlung erfolgreich bewältigt werden kann.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zum Kurs- und Arbeitsbuch “Los geht’s – Deutsch im Alltag”.
Weitere Materialien der Verlage
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Lehrwerken, die Sie in Erstorientierungskursen einsetzen können. Die Progression ist sehr flach. Die Grammatik wird nicht explizit vermittelt, weshalb Sie in vielen der angeführten Lehrwerke vergeblich nach Erläuterungen zur Grammatik suchen.
2. Bitte einsteigen, Klett Verlag
3. Herzlich Willkommen! Einstiegskurs Deutsch, Cornelsen Verlag
4. Ein guter Start! Einstiegskurs Deutsch: Sprache – Werte – Tipps, Klett Verlag (TIPP!)
5. Erste Schritte Plus NEU Deutsch als Zweitsprache/ Kursbuch, Hueber Verlag