Bilingual Interactive Model of Lexical Access (BIMOLA)

Ausgehend vom sprachlichen Phänomen des Codeswitchings, bei dem in einer Äußerung Gebrauch von mehr als einer Sprache gemacht wird, haben sich Léwy und Grosjean die Frage gestellt, wie ein Model aussehen könnte, das beschreiben kann, wie bilinguale Sprecher monolinguale als auch bilinguale Äußerungen verarbeiten (Grosjean 2008). Das BIMOLA-Modell (Bilingual Interactive Model of Lexical Access) orientiert sich am TRACE-Modell und verfügt wie dieses über drei Repräsentationsebenen: Merkmals-, Phonem- und Wortebene. Die Merkmalsebene umfasst die distinktiven Eigenschaften von Lauten wie z.B. Stimmhaftigkeit [± sth], Artikulationsart (Plosiv, Frikativ, Nasal etc.) und –ort (labial, alveolar, velar etc.), die Phonemebene die funktionalen Einheiten /p/, /b/, /s/ etc. und die Wortebene schließlich das Wort Sakko. Das BIMOLA-Modell (Abb. 1) geht davon aus, dass die phonetischen Merkmale von beiden Sprachen geteilt werden, wohingegen auf die Phoneme und Wörter einer Sprache jeweils getrennt voneinander zugegriffen wird. Für jedes Sprache wird ein eigenes Subset für phonologische (Phonemebene) und lexikalische Einheiten (Wortebene) angenommen (vgl. Grosjean 2008: 203). Zwischen Wort- und Phonemebene finden Bottom-Up- sowie Top-Down-Prozesse statt. Zudem werden auf der lexikalischen Ebene Frequenzeffekte berücksichtigt (größere Knotenpunkte stehen für hochfrequente, kleinere für niedrigfrequente Wörter) und auf der Wort- und Phonemebene der Aktivierungsgrad von lexikalischen oder phonologischen Einträgen dargestellt (dunklere Knotenpunkte stehen für eine stärkere Aktivation, weiße für eine geringere). Dies bedeutet, dass z.B. die Phoneme /b/ und /d/, die die phonologischen Merkmale [+sth –kont] teilen, stärker aktiviert würden und phonetische gesehen näher beieinander liegen als /b/ und /s/, die keines der beiden Merkmale gemeinsam haben. Da wir uns in unserer Studie mit falschen Freunden beschäftigen, die über ähnliche phonetische und phonologische Eigenschaften verfügen, könnte dieses Modell als möglicher Erklärungsansatz bei der Diskussion unserer Ergebnisse eine Hilfe sein. Kritisch zu betrachten sind jedoch die gemeinsame phonetische sowie getrennte Phonemebene. Führt beispielsweise das Hören des Wortes Bulle bei portugiesischen Deutschlernern aufgrund phonetischer Gemeinsamkeiten zur Aktivierung relevanter Phoneme in der L2, könnte keine Korrektur des phonetischen Inputs vorgenommen werden, da keine Verknüpfungen von der Phonem- zurück auf die phonetische Ebene bestehen. Auch ist kein Hinweis darauf, ob zwischen den Subsets auf der Wort- und Phonemebene Verknüpfungen bestehen, die eine simultane Aktivierung beider Sprachen gewährleisten könnten.

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Abb. 1: A bilingual model of lexical access (BIMOLA) (aus: Grosjean 2008: 204)

 

 

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