Viele Lernende sehnen sich nach einer akzentfreien Aussprache, um möglichst wie ein/e Muttersprachler/-in zu klingen. Zwar haben entsprechende Übungen zur Aussprache bereits Eingang in gängige Lehrwerke gefunden, jedoch fallen diese meist sehr überschaubar aus. Abhilfe könnte die vorliegende Übungsreihe “Deutsch üben. Phonetik – Übungen und Tipps für eine gute Aussprache” vom Hueber-Verlag schaffen, die sich gezielt dem Aussprachetraining widmet.
Die Übungsreihe “Deutsch üben. Phonetik – Übungen und Tipps für eine gute Aussprache.” besteht aus drei Übungsbüchlein, welche die Sprachniveaustufen A1 – B1 abdecken. Mit Daniela Niebisch hat der Hueber-Verlag eine erfahrene Autorin an der Seite, die als zertifizierte Aussprachetrainerin seit über 20 Jahren im Rahmen von Deutschkursen, Lehrerfortbildungen und Workshops an Goethe-Instituten, Schulen sowie universitären Einrichtungen tätig ist.
Der Aufbau aller drei Bände ist identisch und in drei große Kapitel untergliedert. Jeder Band beginnt mit einem Kapitel zur Prosodie, das wiederum jeweils einen Abschnitt zum “Wortakzent”, zum “Satzakzent und Rhythmus” sowie zur “Melodie” umfasst. Anschließend folgen zwei umfangreiche Kapitel zu den Vokalen einerseits und den Konsonanten andererseits. Die Übungen orientieren sich an Wortschatz, Grammatik und kommunikativen Situationen, die in Lehrwerken der entsprechenden Sprachniveaustufe (A1 – B1) jeweils vermittelt werden.
Auf Basis dieser Informationen erfolgt auch die Auswahl der Übungen, wodurch eine transparente Darstellung möglich ist. Zwar wird beispielsweise die Satzmelodie in den ersten beiden Bänden an einfachen Aussage-, Imperativ- sowie Fragesätzen erklärt, die in der dargebotenen Form auch in gängigen A1-/A2-Lehrwerken zu finden wären. Dennoch wird die Satzmelodie im zweiten Band auch anhand indirekter Fragesätze illustriert, ein grammatisches Thema, das üblicherweise in A2-Lehrwerken zu finden ist. Im dritten Band kommen schließlich Relativsätze hinzu, woran eine inhaltliche Progression erkennbar wird.
Der erste Teil widmet sich der Prosodie des Deutschen und schult neben der korrekten Betonung von Wörtern als Einzelelement (Wortakzent) oder im Satzkontext (Satzakzent) auch die Intonation. Ein Schwerpunkt liegt bei der Intonation auf der Differenzierung unterschiedlicher Satztypen. Ein Aufforderungssatz wie z.B. “Kommen Sie mit!” unterscheidet sich in seinen intonatorischen Eigenschaften von einem Entscheidungsfragesatz wie “Kommen Sie mit?“, da erster sich durch ein fallendes und letzterer durch ein steigendes Tonmuster auszeichnet.
Deutsch üben. Phonetik – Übungen und Tipps für eine gute Aussprache A1. Hueber Verlag, S. 7.
Im zweiten Teil liegt das Augenmerk auf den Vokalen. In allen Bänden gibt es jeweils Teilkapitel zu langen und kurzen Vokalen und jeweils zu den Vokalen “a und ä”, “e”, “i”, “o und ö”, “u und ü”, den Diphthongen “au/äu, ai/ei und eu” und schließlich zum Vokaleinsatz. Dabei folgt man in den Bänden einem progressiven Aufbau und berücksichtigt Grammatik und Wortschatz des entsprechenden Lernkompetenzniveaus. Wohingegen im Übungsbuch für Lernende ab Niveau A1 im Abschnitt zu den kurzen und langen Vokalen tabellarisch Graphem-Phonem-Korrespondenzen mit Beispielen aufgezeigt, der Unterschied zwischen einer offenen und geschlossenen Silbe erklärt und lautliche Besonderheiten anhand der syntaktischen Distribution (der Position des Vokals innerhalb des Wortes) ausgemacht werden, werden diese Informationen in den anderen Übungsbüchern kurz wiederholt oder gänzlich vorausgesetzt. Im Übungsbuch für Lernende ab dem Sprachniveau A2 gibt es beispielsweise keine Übersicht mehr über Graphem-Phonem-Korrespondenzen, sondern lediglich eine Übung dazu, mit der eine Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen trainiert werden kann. Einen Hinweis darüber, welche Buchstabenkombinationen lang oder kurz ausgesprochen werden, gibt es dennoch und zeigt einen gelungenen didaktischen Ansatz. Im letzten Band fallen die Hinweise geringer aus, da die entsprechenden Distributionsregeln als vorausgesetzt gelten.
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Auffallend sind die vielen Hinweise, Tipps und Eselsbrücken, die das Erlernen der korrekten Aussprache ungemein erleichtern. Der folgende Auszug etwa zeigt, wie man mithilfe eines Videos oder einer Erklärung den Artikulationsort des o-Umlauts üben und lokalisieren kann. Unterstützend weisen auch Illustrationen auf den Artikulationsort des Umlautes hin, indem die Vokale o und ö kontrastiv gegenüber gestellt werden.
Deutsch üben. Phonetik – Übungen und Tipps für eine gute Aussprache A2. Hueber Verlag, S. 7.
Im dritten Teil werden schließlich die Konsonanten geübt. In jedem Übungsbuch gibt es Teilkapitel zu den Konsonanten “r”, “p – t – k und b – d – g”, “s und z”, “sch, ch und h”, “f, v und w”, “l”, “ng und nk” sowie dem Konsonanten “j”. Im zweiten und dritten Übungsbuch gibt es zusätzlich auch einen Abschnitt zu Konsonantenverbindungen, die im Deutschen sehr häufig auftreten. Auch hier folgt man der oben angesprochenen Progression.
Im Anhang gibt es einen Lösungsteil mit Transkriptionen zu den Hörtexten. Außerdem befindet sich im Anhang eine übersichtliche Tabelle zu den Graphem-Phonem-Korrespondenzen.
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Die Übungsreihe ” Deutsch üben. Phonetik – Übungen und Tipps für eine gute Aussprache.” überzeugt unsere Redaktion. Man merkt, dass die Übungen und Tipps zur korrekten Aussprache aus der Praxis entsprungen sind und schließlich die Handschrift der Autorin erkennen lassen. Zudem gefällt, dass die Übungsbücher parallel zu gängigen Lehrwerken als intensives Aussprachetraining genutzt werden können, da sich die Autorin an der Progression der Lehrwerke orientiert hat. Lernenden, denen eine korrekte Aussprache am Herzen liegt, sollten sich diese Übungsreihe unbedingt näher ansehen. Darüber hinaus können wir auch gegenüber Lehrenden eine Empfehlung aussprechen, da die Hinweise und Tipps der Autorin sinnvoll in Aussprachetrainings eingebracht werden oder als Anregung für weitere Ideen verarbeitet werden können.
Sie können die Übungsbücher über folgenden Link erwerben: Zu den Übungsbüchern.